Neulich in einem mir bis dahin noch nicht bekannten Freibad: Ich schwimme meine Bahnen und irgendwann merke ich, wie einer der Bademeister mich fixiert und langsam in die Richtung meiner Bahn kommt. Ich habe sofort das Gefühl, es geht um mich. Ich überlege: Warum bin ich in seinen Fokus geraten? Habe ich was falsch gemacht? Ich lege wieder einen Zahn zu und darauf dreht er wieder ab, als wäre nichts gewesen. Mir fällt irgendwann ein Schild am Ende der Bahn auf und weil ich es vorher nicht gesehen habe, schaue ich mal drauf. „Tempo: schnell“. Ich bin also auf der Schnellschwimmer-Bahn gelandet. An der Bahn neben mir steht ein Schild mit „variabel“. Ok, Tempowechsel sind auf meiner Bahn unerwünscht, lediglich auf der Bahn links neben mir gestattet. Es erscheint mir plausibel, warum ich bei den Schnellschwimmern gelandet bin. Der Mensch ordnet sich ein. Ich beobachte (unabhängig von irgendwelchen Schildern) zu Beginn immer, in welche Bahn ich mit meinem Schwimmstil und meiner Geschwindigkeit am besten passen könnte. Im Wasser gehöre ich eher zu den schnellen, deshalb war genau diese Bahn vermutlich meine erste Wahl. Allerdings bin ich durchaus ‚variabel’, was meinen Stil angeht und dann nicht immer gleich schnell. Deswegen höchstwahrscheinlich der mahnende Blick des Bademeisters. Hätte ich nicht schnell wieder weg von ihm gewollt, vermutlich hätte er mich auf das Schild hingewiesen. Es macht für mich einen Unterschied, ob ich die Zuordnung meiner Bahn vornehme – nach meiner Beurteilung. Oder ob ich plötzlich feststelle, dass hier nur schnell geschwommen werden soll. Zu bestimmten Zeitpunkten war ich also „falsch“ in dieser Bahn, obwohl ich zuvor und auch nach kurzen Entspannungsphasen wieder „richtig“ war. Große Fragen drängen sich mir auf: Wir müssen alle früher oder später die Bahn wechseln. Keiner hält seine Höchstgeschwindigkeit auf Dauer aus und doch, wenn alle immer nur „variabel“ sind, ist diese Bahn viel zu voll und letztendlich nicht mehr variabel. Deshalb: frag dich ruhig mal, auf welcher Bahn in deinem Leben du gerade schwimmst. Schwimm deinen Weg, egal ob auf der Überholspur oder einfach gemächlich geradeaus. Sei dir gewiss: Wenn du drohst unterzugehen, sind am Rand und auch im Becken Menschen, die dich wieder mit nach oben ziehen. Du bist nicht allein, auch wenn dich das Leben hart trifft. Lass dich weitertragen und gib nicht auf. Irgendwann schwimmst du wieder allen davon, „variabel“ oder auf der „Schnellschwimmer-Bahn“.Im Swimming Pool des Lebens
Letztendlich lässt sich solch eine Situation im Freibad auf unser Leben übertragen
Kohärenz kann im psychologischen Sinn als „Stimmigkeit“ bezeichnet werden. Wenn wir uns „stimmig“ fühlen, sind wir mit uns im Reinen, ausgeglichen und zufrieden. Inkohärenzen erkennen und spüren wir daran, dass wir mit uns hadern: etwas passt nicht (mehr), fühlt sich nicht gut oder richtig an. Die gefühlte innere Welt passt nicht mehr zur erlebten äußeren Welt. Wir haben den Wunsch, dass sich etwas ändert, damit wir uns wieder „stimmig(er)“ fühlen und selbstwirksam handeln können.
Sie können sich einerseits inkohärent fühlen aufgrund eines Verlusts, der Ihre Welt komplett auf den Kopf stellt.
Sie können sich ebenso aufgrund eines wichtigen, privaten Themas, das Sie abseits des Schwinerfer-Lichts (Ihrer beruflichen (Bühnen-)Präsenz) beschäftigt, inkohärent fühlen.