„Ich bin einsam.“
Diesen Satz höre ich immer wieder in meinen Coachings, wenn es um Probleme oder Themen geht, die Menschen zu mir bringen.
Einsamkeit hat keinen guten Ruf. Im Gegenteil, es ist etwas, das sich niemand wünscht. Etwas, das häufig (auch durch Betroffene selbst) bemitleidet wird. In diesem Gefühl steckt meiner Meinung nach allerdings etwas, das es einerseits schwer macht und andererseits aber auch etwas, das uns gleichzeitig aus der Einsamkeit rausholen kann.
Einsamkeit ist für alle, die ich erlebe und dies äußern, etwas Trauriges. Ein Gefühl, das ein Stück Verzweiflung in sich trägt und auch ein „ich weiß da nicht raus“ – sonst wäre man es ja vermutlich nicht oder würde sich nicht so fühlen.
Oft wird Einsamkeit sogar schlimmer, weil man gefühlt besonders viele sieht, die zu zweit oder in einer Gruppe sind. Dann fühlen sich Betroffene häufig noch einsamer.
„Ich würde nie allein Essen oder ins Kino gehen.“ So neulich ein Klient zu mir. Auch wenn dies natürlich möglich ist und es Menschen gibt, die dies (und andere Aktivitäten) alleine machen – ist man vieles allein nicht gewohnt oder hat dies bisher immer mit jemandem geteilt. Ist dieser Jemand nicht mehr an der Seite, fällt vieles weg, was zuvor selbstverständlich war. Durch unser soziales Umfeld sind wir darauf gepolt, gewisse Dinge in Gemeinschaft zu tun.
Allein wird es gar nicht mehr vorstellbar, selbst wenn dabei noch nicht mal sonderlich gesprochen oder sozial agiert wird – wie z.B. im Kino.
Zweisamkeit hingegen ist extrem positiv besetzt. Wer wünscht sich nicht, mit jemandem, den man mag, allein bzw. zu zweit zu sein?
Die Chance liegt nun für mich nicht zwangsläufig darin, genau die Dinge, die zuvor mit jemandem Geschätzten geteilt wurden, allein zu machen. Das kann – gerade zu Beginn von Trauer oder Trennung deinen Schmerz verstärken.
Es ist völlig normal, sich nach bestimmten Ereignissen oder Schicksalsschlägen einsam zu fühlen.
Das Gefühl von Einsamkeit kommt auch dann auf, wenn du es dir anders wünschst: Wenn man sich z.B. einen Partner herbeisehnt oder schmerzlich vermisst. Also die Vorstellung oder vielmehr der Wunsch eines (nicht vorhandenen) Gegenübers, kann sehr einsam machen. Etwas kann vielleicht nicht (mehr) geteilt werden, obwohl du es sehr gern teilen würdest. Das schmerzt und macht unheimlich traurig.
Was kannst du jedoch tun, wenn du aus diesem Gefühl raus möchtest?
Einsamkeit hat auch etwas sehr identitätsstiftendes in sich. Durch die gezielte Auseinandersetzung mit dir selbst, kannst du es schaffen, dich nicht einsam zu fühlen, sondern auch allein eine gute Zeit zu haben. Auf diesen Plan können dich Fragen bringen wie:
Das heißt nicht, dass Alleinsein immer schöner ist – vielleicht fehlt dir jemand oder du bist gern in Gesellschaft –, aber es belastet dich nicht, solange du dich nicht im Selbstmitleid verlierst oder daran verzweifelst, es nicht ändern zu können. Du kannst daran etwas ändern, wenn du willst – und nur du kannst dies tun!
Es gibt jedoch auch „andersartige“ Momente – und die wünsche ich dir, wenn du dich gerade einsam fühlen solltest. Momente, die man NICHT mit anderen teilen will oder kann. Die dich sogar glücklich machen und in denen du aufgehst – aus dem Moment und einfach nur, weil du diesen Augenblick so erlebst. Das kann vieles sein: Beim einen ist es vielleicht
Allein sein war mir schon als Kind (beim Spielen) sehr wichtig, weil es mir erlaubt hat, die Welt um mich herum zu vergessen und einfach nur zu sein.
Heute ist es u.a. die Musik, die mir Auszeiten ermöglicht, mich abtauchen oder eintauchen lässt. Dafür kann ich entweder gar niemanden oder nur ganz bestimmte Menschen an meiner Seite haben. Denn nicht bei jedem kann ich einfach nur SEIN. Es gibt auch Lieder, die so mit bestimmten Emotionen verbunden sind, dass ich sie nur allein hören mag.
Alleinsein ist für mich eine Stärke, wenn man es gezielt einsetzen kann – weil man es muss oder will.
Wer allein mit sich eine schöne, gute Zeit verbringen kann, ist weniger einsam.
Dafür macht es meiner Meinung nach auch Sinn eine Definition für Zweisamkeit in Teilen auf Einsamkeit umzuschreiben:
Mit jemandem, den wir mögen, allein zu sein, um eine gute, wertvolle Zeit zu verbringen. Wie wäre es, wenn auch du selbst für dich dieser „Jemand“ bist?
Das kann dich immer wieder zu dir zurückbringen, zu dem, was dir – und nur dir – gerade wichtig ist. Unabhängig von Bewertungen, Meinungen oder Handlungen anderer.
Wenn du also lernst, dich zu mögen und mit dir selbst gern allein zu sein, wirst du nicht nur seltener einsam – du kannst dich selbst als wertvolle Gesellschaft entdecken, dich besser kennenlernen oder in deinem Tun aufgehen und daraus Kraft schöpfen.
Das bedeutet keineswegs, dass du es immer bestens finden musst, allein zu sein, wenn du lieber mit anderen zusammen wärst. Aber es eröffnet die Flexibilität, sollte dies nicht möglich sein, dennoch nicht zu verzweifeln. Du kannst in dir einen „Raum“ finden, den du füllen kannst, mit dem, was dir im Moment etwas bedeutet und dadurch auch möglicherweise immer wieder inneren Frieden finden.
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Ich bin Uta und begleite Menschen in schweren Zeiten und an persönlichen Wendepunkten – mit psychologischer Klarheit und menschlicher Nähe.
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