Ein Plädoyer dagegen und eine Antwort auf die Frage „Wer bin ich ohne dich?“ Alles, was wir haben, ist vergänglich. Wir sind endlich wie auch alle unsere Lieben. Keiner will in einer Welt ohne einen lieb gewonnenen Menschen leben. Und doch lässt es sich nicht vermeiden. Verlustängste können uns täglich belasten. Auch wenn es vielen Betroffenen ausweglos erscheint: Ein Weg, um diese Angst zu überwinden, liegt in uns selbst. Was wir unserer Verlustangst entgegensetzen können und worauf wir vertrauen können: Wir sind flexibel. Unser Selbst ändert sich ständig. Wir sind heute schon nicht mehr, wer wir früher waren. Wir sind an unseren Herausforderungen gewachsen. Nur unter unseren gegebenen Umständen konnten wir werden, wer wir heute sind. Das ist auch unsere Chance, unsere Vergangenheit anzunehmen. Wir müssen sie nicht gut heißen, aber sie hat zu unserer Entwicklung beigetragen. Angst in ihrer grundlegenden Funktion ist hilfreich, um uns zu schützen. Die Angst vor dem Verlust eines geliebten Menschen kann uns aber auch gedanklich zermürben, wenn sie uns lähmt und zu Stillstand führt. Verlustangst können wir überwinden, wenn wir uns Folgendes klar machen: Verändern werden wir uns immer. Bereits ein Wort kann alles für uns ändern. Und der Tod eines nahestehenden Menschen verändert uns umso heftiger. Jeder Abschied für immer trägt – gewollt oder ungewollt – zu unserer Entwicklung bei. Wenn wir es zulassen, werden wir nicht stehen bleiben, sondern verändert weitergehen. Wir übersehen leicht: Jeder Mensch macht durch seine Existenz so viel Unterschied, weil seine Lieben ohne ihn nicht dieselben sind. Weder schlechter noch besser, sondern anders. Und jeder Mensch, der uns etwas bedeutet, kann zu unserem Selbst, unserer Identität beitragen. Kann uns verändern und sich mit uns ändern. Unsere stete Veränderung ist gewiss. Solange wir leben, müssen und dürfen wir uns immer wieder ändern und gespannt sein, wer wir sein werden und welchen Unterschied wir für andere machen dürfen. Eine mögliche Antwort auf die Frage „Wer bin ich ohne dich?“ könnte also lauten: Endlichkeit verdrängen. Ist das eine Lösung gegen Angst vor Verlust und Tod?
Angst von heute für ein Ereignis von morgen bezieht unsere Entwicklung – unser verändertes Selbst – nicht mit ein, sondern basiert allein auf unserem Status quo, unserer aktuellen Identität.
„Verändert und anders, auch dank deinem Dasein. Nur so, weil du da warst. Erinnerungen bewahrend, aber offen für die, die ich sein werde.“
Kohärenz kann im psychologischen Sinn als „Stimmigkeit“ bezeichnet werden. Wenn wir uns „stimmig“ fühlen, sind wir mit uns im Reinen, ausgeglichen und zufrieden. Inkohärenzen erkennen und spüren wir daran, dass wir mit uns hadern: etwas passt nicht (mehr), fühlt sich nicht gut oder richtig an. Die gefühlte innere Welt passt nicht mehr zur erlebten äußeren Welt. Wir haben den Wunsch, dass sich etwas ändert, damit wir uns wieder „stimmig(er)“ fühlen und selbstwirksam handeln können.
Sie können sich einerseits inkohärent fühlen aufgrund eines Verlusts, der Ihre Welt komplett auf den Kopf stellt.
Sie können sich ebenso aufgrund eines wichtigen, privaten Themas, das Sie abseits des Schwinerfer-Lichts (Ihrer beruflichen (Bühnen-)Präsenz) beschäftigt, inkohärent fühlen.