Ich bin gut drauf, wenn ich in den Pool steige, so auch an einem gut besuchten Abend. Ich bin wie meist auf die Schnellschwimmer-Bahn, schnellem Tempo kann ich mich anpassen. Es waren einige recht ambitioniert wirkende Schwimmer auf der Bahn mit flottem Tempo. Ich habe mich mitpushen lassen, aber recht schnell gemerkt, dass hier irgendwas nicht so läuft, wie ich es gewohnt bin bzw. wie ich es mir eigentlich wünsche. Angefangen hat es, dass ich von einem Schwimmer einen Arm abbekommen habe – zum guten Schwimmen gehört für mich seine Bahn zu halten. Ich kann meine Bahn halten – er offensichtlich nicht so ganz. Ich bin erschrocken, aber das kann natürlich mal passieren. Vom nächsten Schwimmer habe ich ebenfalls kurz darauf einen Tritt abbekommen. Ich habe extra kurz angehalten – vielleicht möchte er ja was sagen? Er ist schnell weitergeschwommen – keine Reaktion. Und ähnliches ist auch eine kurze Zeit später erneut passiert. Nach dem 3. Kontakt war bei mir innerlich Schluss, meine Stimmung ist gekippt. Das Tempo war hoch, aber die Stimmung war aggressiv – ohne Rücksicht und knallhart auf Überholspur. Für mich ist es beim geteilten Bahnen-Ziehen selbstverständlich, dass man Rücksicht auf andere nimmt. Und wenn man unabsichtlich seine Mitschwimmer berührt, ist es auch nicht schlimm, kurz ein Wort darüber zu wechseln. Ich hatte die Wahl: Bleibe ich auf der Bahn, in dem Wissen, dass hier keiner auf irgendjemand achtet und jeder nur an sich denkt. Oder verlasse ich dieses aggressive, rücksichtslose Umfeld, das mich überhaupt nicht begeistert und an guten Umgang mehr als zu wünschen übriglässt. Ich bin sehr gerne auf eine andere Bahn umgestiegen, wo’s nicht ganz so kompetitiv, dafür aber menschlicher und aufeinander achtender zuging. Wenn andere auf einem Ego-Trip ohne Rücksicht, gereizt oder aggressiv sind, können wir dies meist nicht ad hoc ändern. Das ist deine Entscheidung und auch deine Verantwortung – für dich und dein Umfeld. Wie entscheidest du dich? Wo wechselst du die Spur?Mir reicht’s – Zeit für gute Stimmung
Was bringt all der Speed, wenn Menschlichkeit und Achtung vor anderen auf der Strecke bleiben? Was ich da erlebt habe, ist nicht gutes Schwimmen, das ist respektlos, egoistisch und schlechter Stil. Was können wir davon mit aus dem Pool nehmen?
Du hast es aber in der Hand, wie du drauf bist. Schlechte Laune oder aggressive Stimmung überträgt sich leider sehr gerne und schnell. Das muss aber nicht sein, denn du hast immer die Wahl, wie du in dir drin entscheidest – selbst wenn du nicht die Bahn wechseln kannst:
Kohärenz kann im psychologischen Sinn als „Stimmigkeit“ bezeichnet werden. Wenn wir uns „stimmig“ fühlen, sind wir mit uns im Reinen, ausgeglichen und zufrieden. Inkohärenzen erkennen und spüren wir daran, dass wir mit uns hadern: etwas passt nicht (mehr), fühlt sich nicht gut oder richtig an. Die gefühlte innere Welt passt nicht mehr zur erlebten äußeren Welt. Wir haben den Wunsch, dass sich etwas ändert, damit wir uns wieder „stimmig(er)“ fühlen und selbstwirksam handeln können.
Sie können sich einerseits inkohärent fühlen aufgrund eines Verlusts, der Ihre Welt komplett auf den Kopf stellt.
Sie können sich ebenso aufgrund eines wichtigen, privaten Themas, das Sie abseits des Schwinerfer-Lichts (Ihrer beruflichen (Bühnen-)Präsenz) beschäftigt, inkohärent fühlen.